6.9

Gilsotteum

      • Kinostart: 05. April 1986

1983 startet in Südkorea eine Fernsehaktion, die Familienmitglieder, die sich im Koreakrieg aus den Augen verloren haben, zusammenzubringen. Riesige Mengen nehmen daran Teil. Hwa-yong meint im Fernsehen ihren verschollenen Sohn zu erkennen. Aber sie zögert, sich beim Sender zu melden. Schließlich läßt sie sich von ihrem Mann überreden. Dort angekommen trifft sie Dong-jin, aus ihrem jetzt zu Nordkorea gehörendem Heimatdorf Gilsoddeum und Vater des Jungen. Die beiden beschließen gemeinsam die Person aufzusuchen, bei der es sich um ihren Sohn handeln könnte.


Meinung:

Im Kwon-taeks Film „Gilsotteum“ ist, auch wenn die Synopse anderes zu versprechen scheint, schwere Kost. Kein tränenrührendes Familiendrama erwartet einen, sondern ein Film über Entfremdung.
Wie so oft bei Ims Filmen aus dieser Zeit, tritt das menschliche Schicksal der Charaktere in den Hintergrund, da sich diese als Symbole für das Schicksal des Landes zu erkennen geben.
Der Film blendet immer wieder tränenreiche Radio-und Fernsehübertragungen von Familienzusammenführungen ein, die sehr stark mit dem Zusammentreffen Yong-hwas, Dong-jins und ihres Sohnes kontrastieren.
Die Einblendungen betonen das „Wir gehören doch zusammen“ Gefühl. Oder, wie Yong-hwas Ehemann sagt „Blut ist die stärkste Bindung“, aber in der Realität wird sehr bald klar, daß die Hauptprotagonisten durch 30 Jahre unterschiedliche Lebenserfahrungen keine gemeinsame Basis mehr haben. Kleinigkeiten werden anders bewertet und das jeweilige Verhalten stößt „bei der anderen Seite“ auf Unverständnis.
Ich finde es erstaunlich, daß dieser Film schon vor der deutschen Wiedervereinigung enstanden ist, da ich angenommen hatte , daß dieses Problem den Koreanern erst danach bewußt wurde.

Interessantwerweise kommt Gilsotteum fast ohne Musik aus. Untermalt sind hauptsächlich Hwa-yongs Reise zum Fernsehsender und ihre spätere Rückreise.

Das Drehbuch des Films stammt aus der Feder von Song Kil-han, mit dem Im des öfteren erfolgreich zusammen arbeitete, unter anderem in „The Surrogate Woman“ und „Mandala“.
Auch Kameramann Jung Il-sung ist ein alter Bekannter, der in den letzten 20 Jahren zur Mehrzahl von Ims Filmen seinen Teil beitrug.

Schauspielerisch schien mir auch alles in Ordnung zu sein. Ich muß aber zugeben, daß ich das hier nicht richtig beurteilen kann, da ich den Film auf deutsch gesehen habe und die Synchronisation furchtbar war. Koreaner drücken sich eben anders aus als Deutsche und ich denke eine etwas weniger wörtliche, aber sinngemäße Übersetzung hätte dem Film nicht geschadet. Manches hört sich auf deutsch einfach zu übertrieben an.

Gilsotteum lief 1984 in der Wettbewerbskategorie der Berlinale.

Regie:

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