6.7

Tallulah

      • Kinostart: 21. Juli 2016

Tallulah aka Lu hat sich von den Zwängen der Gesellschaft losgesagt. Sie wohnt in ihrem Van und durchstreift das Land. Bei ihrem Aufenthalt in New York lernt sie den privilegierten Nico kennen und lieben. Dieser ist begeistert von Lu’s Lebenseinstellung und schließt sich ihr an. Doch irgendwann wird es ihm zu anstrengend und er verlässt sie. Lu muss nun wieder selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen und sucht Nico`s Mutter Margo auf um ihren Exfreund zu finden und zur Rede zur stellen. Als sie dort jedoch auf kalte Schultern stößt, versucht sie ihr Glück in einem Hotel, auf der Suche nach etwas Essbarem. Dabei wird sie fälschlicherweise von der chaotischen Carolyn für eine Angestellte gehalten und bekommt ihr Baby Madison zur Aufsicht aufs Auge gedrückt. Zwischen den beiden entsteht ein Gefühl der Zuneigung und Lu nimmt sich der Kleinen an, während ihre leibliche Mutter Party macht. Als diese besoffen nach Hause kommt und Maddie nicht aufhört zu weinen, nimmt Lu sie mit über Nacht in ihren Van. Am nächsten Morgen wird sie von der Polizei gesucht und sieht keinen anderen Ausweg, als erneut zu Margo zu gehen und mittels einer kleinen Notlüge um Hilfe zu bitten,…

 

Meinung:
Zu Beginn gleich roh und ungeschliffen: das Leben im Van. Und: eine Szene, oben ohne, von Ellen Page. Bam! Da war sie. Und ich war so begeistert, dass sie seit Anbeginn der Zeitrechnung in keinen ihrer Filme nackt war. Jedenfalls all jene, die ich soweit gesehen habe und das waren etliche. Das sie des öfteren in heiklen Situationen zu sehen war, die bei anderen ein Schamgefühl hervorrufen könnten, ist mittlerweile normal. Aber außer mit einem nackten Rücken, hat sich Ellen sonst nie gezeigt. Auch nicht in Freeheld, wo ich es eher vermutet hätte. Wie dem auch sei, dass musste ich erst mal verdauen. Klar, jeder ist (normalerweise) nackt beim Sex, aber die Regisseure können auch oft alles „ohne alles“ zeigen. Aber genug, sei es wie es sei. Und außerdem habe ich den gleichen Schock im Anschluss in Into the Forest nochmal erleben dürfen. Ich gebe mal Netflix die Schuld dafür. Einfach, weil beide Filme für die Plattform produziert wurden und am gleichen Tag online gingen. Ansonsten ist es kein big deal und irgendwann laufen auch alle Frauen barbusig rum, aber ich wollt halt nicht zu viel von meiner Fav Darstellerin sehen. Dem Film tut es auf jeden Fall keinen Abbruch.

Tallulah ist die längere Version des Kurzfilms „Mother“, den Regisseurin und Drehbuchautorin Sian Heder 2006 veröffentlichte, der auf ihren eigenen Erfahrungen beruht. Sian arbeitete früher als Babysitterin in einem Hotel und geriet an eine Frau, der ihre Affäre wichtiger war, als ihr Kind. Sian traff diese herzlose Situation so, dass sie auf den Heimweg in Tränen ausbrach und sich dachte, sie hätte das Baby lieber mitnehmen sollen. Daraus entstand die Idee zu „Mother“ und später zu „Tallulah“. Sie brauchte neun Jahre für das fertige Skript.

Ellen Page (genial wie immer) und Allison Janney harmonieren wunderbar zusammen. Am besten haben mir die trockenen Witze und Geplänkel zwischen den beiden gefallen. Der ein oder andere dürfte diese noch aus Juno kennen, in dem sie auch schon zusammen vor der Kamera standen. Und obwohl Miss Page den Film auch alleine tragen kann, waren genau diese Szenen das Tüpfelchen auf dem i. Für beide ist es der dritte Film zusammen (Touchy Feely zählt auch dazu).

Ein großes Kompliment auch an die versoffene Anti-Mutter, gespielt von Tammy Blanchard. Perfekt gecastet! Das erste Zusammentreffen von ihr und Lu war grandios. Besonders aber die Wandlung, nachdem ihr Baby verschwunden war. Wo man als Zuschauer noch ein „Gott sei Dank“ seitens der überforderten Mutter vermuten hätte können, raffte sich diese auf und setzte nach und nach alles daran, ihr Kind wieder zu bekommen. Trotzdem immer mit diesem kleinen Beigeschmack, dies alles nur zu tun, damit ihr Mann sie nicht verlässt.

Und irgendwie war ich auch begeistert von der Kleinen Madison, die von den Zwillingen Liliana und Evangeline Ellis gespielt wurde. Prima, wie beide so an Ellen hingen und somit die verzweifelte Stimmung aufbrachten, die der Film so schön unterstreicht.

Die Geschichte ist dennoch locker flockig erzählt und trotz dem drohenden Drama ahnt man eigentlich, dass sie gut ausgehen wird. Mittels Flashbacks erfährt man mehr über Lu’s Vergangenheit bzw. durch kleine Anekdoten und Gespräche mit anderen. Trotz schwieriger Verhältnisse sieht sie das positive im Leben und schafft es, andere für ihren Lebenstil bund ihren Freigeist zu gewinnen. Am besten konnte man dies an Margo erkennen, die sich Stück für Stück öffnete und sich somit aus ihrem Kokon befreite.

In der Rolle der Sozialbeamten wurde übrigens Uzo Aduba aka Crazy Eyes aus Orange is the new Black besetzt. Interessant, sie mal in der Form eines anderen Charakters zu sehen. Und so ganz nebenbei gab sich noch Zachary Quinto als schwuler Lover des Ex-Ehemanns von Margo die Ehre.
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