Cambridge Audio Aeromax 6 – Konzeptlautsprecher für gehobene Klang- und Designansprüche

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Die Aeromax 6 von Cambridge Audio sind die Weiterentwicklung der erfolgreichen Aero 6. Auch sie verfügen über den neuen Balanced-Mode-Radiator-Treiber der Tief-Mittel- und Hochtonbereich zusammenfasst. Die Ausstattung ist opulent und die Verarbeitung exzellent. Jetzt gilt es noch herauszufinden, ob die Aeromax 6 auch im Klang überzeugen kann.

optisch über jeden Zweifel erhaben, wollen dei Aeromax 6 im lite-Test auch klanglich überzeugen.

Cambridge Audio wurde 1968 in Cambridge als Forschungs- und Entwicklungseinrichtung unter dem Namen Cambridge Consulting gegründet. Bereits damals gehörte die möglichst reine Klangproduktion zur Maxime der britischen Audio-Ingenieure. Aus den ersten Prototypen Ende der 60er ging schließlich der legendäre Vollverstärker P40 hervor, der das junge Unternehmen bereis in den ersten Jahren weit über die regionalen Grenzen hinweg zu einem hervorragenden Ruf verhalf. Nachdem es in den letzten Jahren hierzulande etwas ruhiger um die HiFi-Spezialisten aus dem Königreich wurde, startet Cambridge Audio heute mit einer ganzen Reihe neuer, innovativer Produkte durch. Aktuell im Fokus: die brandneue, erstmals auf der High End in München vorgestellte Edge-Serie. Da noch nicht lieferbar, müssen wir uns mit einem Test diesbezüglich noch gedulden. Aber wie gesagt; Cambridge hat ja noch ein paar weitere Asse im Ärmel. Eines davon ist die Zwei-Wege-Standbox Aeromax 6, die in unserem Test zeigen soll, wie gut sie wirklich ist.

Edle Erscheinung

Die beiden Aeromax 6 kommen einzeln verpackt in handlichen Kartons ins Haus. Handlich weil, ein einzelner Lautsprecher wiegt bei einer Höhe von einem knappen Meter, bei 240 Millimetern Breite und einer Tiefe von 344 Millimetern gerade einmal 17 Kilogramm. Öffnet man die Verpackung, findet sich zuoberst die separat in einer weiteren Kartonbehausung geschützte Gewebeabdeckung für die Frontseite. Diese lege ich zunächst zur Seite, schließlich möchten die beiden Schallwandler nun endlich begutachtet werden. Der Lautsprecher selbst ist zum Schutz vor Kratzern und unschönen Fingerabdrücken in einen großen Filzstrumpf gehüllt. Ist diese entfernt, wird schnell auch klar, warum Cambridge Audio einen solchen Aufwand betreibt. Zum Vorschein kommt zunächst der absolut sauber aufgetragene, auf Hochglanz polierte Kunststofflack. Das sieht in der uns in schwarzer Ausführung überlassenen Variante mal so richtig edel aus. Kleiner Tipp: Nicht umsonst liegen jeder Aeromax 6 ein Paar Baumwollhandschuhe bei. Tragen Sie diese bei der Aufstellung der Box, dann hat die wirklich sehr gelungene Lackierung länger Bestand.

Edel: der metallisch glänzende Markenschriftzug ist auber in den bündig eingalsssenen Träger des oberen Tieftöners eingelassen.

Auf die Beine

Weiter geht es dann mit der Montage der Bodenplatte. Auch sie wird einzeln und in einer wertigen Filzhülle gereicht. Um sie zu befestigen, muss der Lautsprecher zunächst auf den Kopf gestellt werden. Es empfiehlt sich die Box noch für einen Moment in besagtem Filzstrumpf zu belassen und idealerweise kopfüber in die Styroporform zu stellen. So stellen Sie sicher, dass der Box auch während der Montage nichts passiert. Sicher ist sicher! Auf die Löcher im Boden der Lautsprecher legen Sie dann die zum Lieferset gehörigen Abstandsringe. Auf ihnen ruht dann die Bodenplatte, die anschließend mit vier Schrauben befestigt wird. Danach lassen sich dann die vier höhenverstellbaren Spikes in die Bodenplatte drehen. Ist das geschehen, kann der Lautsprecher an seinem finalen Einsatzort platziert werden. Hierbei ist dann Vorsicht geboten, die Spikes sind sehr spitz und können Kratzer im Boden hinterlassen. Um dies auf Holz- oder Fliesenböden zu vermeiden und der Box mehr Stabilität zu verleihen, legt Cambridge Audio jeder Aeromax noch vier schwarze Plättchen bei, in deren Vertiefung die Lautsprecher später sicher ruhen. Ist die Aufstellung abgeschlossen, geht es auch schon an die ausgiebige und kritische Beäugung der beiden Standboxen.

Die lackierte Bodenplatte steht etwas über. Das sorgt für Eleganz und bietet der Box darüber hinaus auch mehr Stabilität.

Die Treiber

Zunächst fällt hier der 46 Millimeter messende BMR-Treiber ins Auge, der seinen Platz im obersten Abteil der Aeromax 6 findet. Die Flache Membran unterscheidet ihn von nahezu allen anderen bekannten Hochtönern. Wobei, ein klassischer Hochtöner ist er eigentlich auch gar nicht. Im Grunde ist dieser Treiber als Breitbänder konzipiert, übernimmt hier aber die oberen Mitten und den Hochtonbereich. So soll der akustische Bruch im Übergang von Mittel- zu Hochton vermieden werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der Hochtonbereich im Gegensatz zur typischen Hochtonkalotte auf dieser Fläche horizontal abgestrahlt wird. In der herkömmlichen Ausführung entsteht gerade bei der Wiedergabe höherer Frequenzen über ein größeres Chassis zunehmend ein gerichtetes Abstrahlverhalten, der Abstrahlung wird gebündelt. Das hier angewandte System soll diesen Nachteil entschärfen. So sollen sich diese Lautsprecher auch für Wohnungen eignet, in denen eine perfekte Lautsprecherpositionierung nicht möglich ist. Gerade bei der Wiedergabe von Gesang und Klaviermusik ist somit ein durchweg sauberes Klangbild zu erwarten.
Direkt unterhalb dieser außergewöhnlichen Konstruktion thronen die beiden Tieftonchassis. Ebenfalls blitzsauber in die Schallwand eingelassen, bietet besagtes Duo einen Durchmesser von je 165 Millimetern auf. Für den tiefen Abstieg in den Basskeller ist die Aeromax 6 zudem mit einer Bassreflexöffnung bestückt, die sich direkt unterhalb beschriebener Technik findet. Herausnehmbare Schaumstoffkorken gehören zum Zubehörpaket und helfen bei der akustischen Feinjustage.

Besonders stolz ist man bei Cambridge auf den kombinierten Hoch-/Mitteltontreiber, der mehr Homogenität im oberen Frequenzbereich verspricht.

Anschluss und Blende

Kommen wir zur Rückseite der Aeromax 6: Hier findet sich das mit vergoldeten Klemmen ausgestattete Anschlussfeld. Massiv ausgeführt, nehmen besagte Schraubklemmen sowohl Bananenstecker aber auch Audiokabel bis zu einer Stärke von 16 Quadratmillimetern sicher auf. Im Inneren der Box geht es über nahezu sauerstofffreie Kupferkabel zur Frequenzweiche weiter und von dort auf direktem Wege zu den Treibern. Beim der Auspackprozedur haben wir die Blenden für die Frontseiten des Aeromax 6 noch links liegen lassen. Um die Chassis vor neugierigen Kinderfingern, Katzenkrallen oder anderer mechanischer Beschädigung zu schützen, werden die Blenden nun aber angebracht. Wer diesbezüglich nach Löchern am Lautsprecher schaut, in denen die Abdeckungen in Position gebracht werden, sucht vergeblich. Die ebenfalls mattschwarzen Gewebestreifen haften nämlich magnetisch, und das bombenfest und absolut perfekt am Gehäuse. Egal, wie häufig die Blende abgenommen und wieder angebracht wird, sie sitzt immer millimetergenau und mittig auf der Front.

Die Aeromax 6 ist mit massiven Single-Wire-Schraubklemmen ausgestattet, die auch Kabel größeren Querschnitts locker aufnehmen.

Wie klingen die Aeromax 6 denn nun?

Da die beiden Aeromax 6 nun erkundet und auch ideal aufgestellt sind, muss Musik her. Da der Mittel- und Obertonbereich bei dieser Box in meinem Fokus liegen, macht Amy Lee von Evanescence mit „Bring Me To Life“ den Auftakt für meinen Hörtest. Bereits die ersten Klavierklänge können sich hören lassen. Als die sanft darüber liegenden Streicher sich im Raum vor mir ausbreiten, bin ich beeindruckt. Vor allem, weil mein Hund das Sofa zu diesem Zeitpunkt noch für sich reserviert hat und ich erst einmal seitlich versetzt der Musik lausche. Was ebenso sofort imponiert: Amy Lees Stimme klingt wunderbar klar und perfekt umrissen. Das sanfte Hauchen, bevor sie in die hohen Tonlagen davon rauscht, scheint mitten im Raum zu stehen, und garniert den Song mit einer gewissen angenehmen Lebendigkeit. Die inzwischen eingesetzte E-Gitarre fügt sich mit ihrem leicht kratzigen Sound sauber in das Klangbild und trägt die Stimmung langsam in Richtung Rock. All dies klingt wunderbar ausgewogen, rund und absolut konkret.
Im Anschluß geht es dann mit „Butterfly“ von Herbie Hancock weiter. Ein Stück, dessen synthetische Klänge vielleicht nicht die perfekte Grundlage für einen Lautsprechertest bieten, das allerdings ein außergewöhnlich großes und sauber abgestimmtes Spektrum aufspannt, bei dem doch so manchem Lautsprecher die Luft ausgeht. Für die Aeromax 6 ist dieser Song aber offensichtlich das geeignete Futter. Die ersten Synthesizer-Sounds klingen auf Anhieb so, wie ich sie mir wünsche. Ein warmer Klang mit blitzsauber geschliffenen Höhen, nicht zu spitz und auch nicht zu hart sondern perfekt dosiert. Das tiefe, klar konturierte Bassfundament sitzt punktgenau und schnurrt absolut präzise im Konzert mit. So muss der Bass sein, absolut unaufdringlich, dafür aber punchig und schnell. Es ist aber nicht nur der Bass, das gesamte Klangbild steht wie in Stein gemeißelt. Der Sound wird gleichmäßig im Raum verteilt und zieht einen mit den ersten Tönen in die Musik. Schlagzeug, Saxophon und Bassgitarre nimmt das Aeromax-Duo pfleglich in seine Obhut, um sie anschließend als homogenes Ganzes akustisch darzulegen. Dabei ist es fast schon gleichgültig, wie weit man sich aus der perfekten Hörposition herausbegibt. Selbst ausserhalb des vielzitierten Stereodreiecks bleibt die Stereobasis gut erhalten.

Schwarz auf Schwarz: Ist die magnetisch haftende Gewebeabdeckung aufgesetzt, verschwindet die Technik vollständig unsichtbar im Hintergrund.

Mit „Book Of Roses“ von Andreas Vollenweider lässt sich dieses Erlebnis dann auf die Spitze treiben. Die Cambridge-Speaker entfalten die volle Kraft und Atmosphäre. In „La Strega“ kann man die Krähe förmlich auf der Bühne sehen, so echt und intensiv klingt sie aus den Lautsprechern. Im weiteren Verlauf der Scheibe weiß der hölzerne, opulente Klang der Hörner ebenso zu erfreuen, wie das filigrane Spiel der Flöte, die sanft aus dem Meer der Streicher empor klingt. Und auch die kleinen Details sind da, vollzählig! Kurz gesagt: In diesem Klanggewerk bleibt kein einziger der leisen Paukenschläge ungehört. Die Aeromax 6 ist also nicht nur was für Rockfans sondern auch eine ganz heiße Empfehlung für Feingeister und Freunde alternativer Klänge. Weiter geht es dann mit Bruce Springsteen. In „Two Faces have I“ glänzen die Lautsprecher erneut – diesmal mit einem tiefreichenden und agilen Springsteen. Die auf der linken Seite spielende Mundharmonika überrascht durch Klarheit und Detailtiefe. Als dann die Bassgitarre einsetzt, wird das ganze Spektrum der Lautsprecher deutlich, der Druck der Bass-Drum sitzt punktgenau. So muss ein ordentlicher Grundton kommen – im Ohr und in der Magengegend. Der brachiale Krach, mit dem preisklassenähnliche Bass-Reflex-Systeme im Tieftonbereich sonst auf sich aufmerksam machen, findet sich hier nicht wieder. Statt nervig rumzuwummern, verarbeiten die beiden Basschassis alle ihnen übergebenen Frequenzanteile mit großer Selbstverständlichkeit und Kontrolle. So bleibt das Klangbild ausgewogen, unaufdringlich, zugleich aber auch knackig und betriebsam.

Die Lackierung der Aeromax 6 ist makellos. Selbst bei kritischer Untersuchung sind keinerlei Einschlüsse oder Fehler im Lack zu finden.

Fazit

Nachdem ich die Aeromax 6 nun mit Klassik, Pop, Rock, Heavy Metal, Jazz, Punk und sogar mittelalterlicher Musik auf den hervorragend geschneiderten Leib gerückt bin, lässt sich sagen, dass das Konzept überzeugt. Die hübschen Schallwandler aus dem Hause Cambridge klingen erfreulich unauffällig, neutral und rund. Puristen, die einen möglichst unverfälschten Klang erleben möchten, kommen hier absolut auf ihre Kosten. Letztgenannte fallen im Angesicht des Resultats aber erfreulich moderat aus. Wummernde, ausufernde Bässe erwartet man dagegen vergeblich. Hier wird ohne psychoakustische Tricks gearbeitet. Mich hat es positiv überrascht, dass ein Bassreflex-Lautsprecher in dieser Preisklasse sein Auditorium nicht mit voluminösen Tieftonschwaden einnebelt, sondern selbst filigranen Instrumenten genug Spielraum und Luft lässt. Diese Box wurde augenscheinlich mit geschulten Ohren entwickelt. Positiv fallen zudem die magnetisch befestigte Front-Abdeckung und die hochwertige und sauber gearbeitete Lackierung auf.

Test & Text: Dieter Pfeil
Fotos: Philipp Thielen

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